Karate & Gesundheit

Karate - kann denn das gesund sein?

„Ich bin zu alt dafür, mich so zu quälen“. – „Karate ist nur etwas für kleine und bewegliche Asiaten“. – „Zerschlagen die nicht Bretter und Ziegel?“ „Meine Gelenke halten das nicht aus!“ – „Das hätte ich als Kind anfangen müssen – jetzt bin ich zu steif.“

– Wenn Sie all dies glauben und für bare Münze halten, dann lesen Sie jetzt bitte nicht weiter. Es könnte nämlich sonst passieren, dass einige gut gehegte Glaubenssätze für Sie ins Wanken kommen…

Zerstören und Zusammenfügen - Budo

 

Bretter zerstören, Ziegel zerschlagen, markerschütternd schreien, wild kämpfen und sogar zur Not in der Lage sein, zu töten: So wird japanische Kampfkunst im Allgemeinen und Karate im Besonderen oft in der Presse beschrieben. Große Zerstörungskraft zu trainieren war und ist aber nie das Ziel des Karate gewesen. Im Gegenteil, Karate als Teil der Budokünste will den Kampf stoppen und zu einem Ende bringen. Daher benötigt der Karateka die Fähigkeit, sich innerlich zu ordnen und seine körperlichen und geistigen Kräfte zusammenzufügen und zu sammeln. Diese innere Ordnung zu schaffen ist die Grundlage, sich selbst zu heilen, und ab einem gewissen Grad die Fähigkeit zu entwickeln, auch andere Menschen zu „ordnen“ und zu heilen. Die offensichtlichen Gegensätze des Zerstörens und Heilens sind also Eins. Die Frage ergibt sich, wie wir trainieren können, um Gesundheit nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verbessern.

Leere Hand und leerer Geist beim Karate

 

Karate, ursprünglich als „chinesische Hand“ bezeichnet, wurde von Funakoshi Gichin, dem Begründer des weit verbreiteten Shotokan Karate als „leere Hand“ neu beschrieben. Das jahrelange Üben der „leeren Hand“ mündet in einem „leeren Geist“, der ohne Angst, Gier oder Ehrgeiz ist. Dieser leere Geist kann mühelos zur Schmerzbewältigung und Stressreduktion eingesetzt werden, ein wichtiger Aspekt bei der Gesundheitserziehung. Daher ordnet Karate auch den Körper und Geist innerlich und beugt weiterer Unordnung vor.

 

Gesundheit und Lebenskraft jeden Tag

 

Karate ist zur Gesunderhaltung und der Vorbeugen von Körperschäden und Schmerzen für alle Altersgruppen von Kind bis zum alten Menschen geeignet, wenn es achtsam und im Sinne der Gründer angewandt wird. Durch die Grundschultechniken ergeben sich Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer, durch das Partnertraining und das Kumité (Freikampf) werden der Geist, der Mut und die Reaktionsfähigkeit geschult, alle Gelenke werden beweglich gehalten und durch die Kata werden räumliche Wahrnehmung, Vorstellungskraft und Atem verbessert; Karate wird so zu einem Quell von Gesundheit und Gesunderhaltung, wenn es regelmäßig in den Tagesablauf eingeplant wird.

Punito und Sibylle

Eines für Alle!

Karate ist für jeden Menschen geeignet und kann wohl dosiert täglich bis ins hohe Alter praktiziert werden. Beispiele von alten Karatemeistern gibt es zuhauf: Kenei Mabuni, der Altmeister des Shito-Karate Stils, ist 94 Jahre alt und praktiziert jeden Tag Karate bis zu 4 Stunden. Funakoshi Gichin, der Gründer des Shotokan-Stils, praktizierte bis in seine 80er Jahre und auch z. B. Ishikawa Tadashi ist mit seinen 72 Jahren noch fitter als manch junger Karateschüler. Diese leuchtenden Vorbilder können Anfängern eine Motivationshilfe sein, ihren eigenen Karate Weg zu finden.

LITERATUR ZUM WEITERLESEN

 

Kenei Mabuni: Das Wesen des Budo Karate: Palisander Verlag, Leipzig

Gichin Funakoshi: Karate Do: Mein Weg: Kristkeitz Verlag, Leimen

Gichin Funakoshi: Karate-Do Nyumon: The Master Introductory Text: Kodansha International, Tokyo

Werner Lind: Das Lexikon der Kampfkünste: Sport Verlag Berlin